Wine Australia Travel Blog – Teil 1

Discover Australian Wine

lautet der Titel der Reise meiner WineAustralia-Tour, die am 15. November 2018 in Richtung Singapore startete. Anschließend führte mich mich die Route direkt an die australische Westküste. In Sydney traf ich ich meine Mitreisenden und dann ging’s gleich richtig los: die WineAustralia-Tour führte direkt in den Cranberra District, von dort aus ging es per Flieger nach Adelaide, weiter ins Barossa Valley, über Eden Valley per Bus ins Maclaren Vale und in die Adelaide Hills Die Reise endete nach 20 Tagen an der australischen Westküste im Anbaugebiet Margaret River. Anschließender Rückflug von Perth. 

November 15th, 2018
Erwartungsvoller Start in Köln. Stop over München. Weiterflug nach Singapore. Ankunft nach knapp 12 Stunden, 2 Filmen und tiefem Schlaf.

November 16th, 2018
Zeit, sich von der MEZ zu verabschieden und alles auf Singapore time umzustellen. Ab jetzt bin ich sieben Stunden in der Zukunft und in einer neuen und – zumindest für mich – unbekannten Welt.

Zeitsprung. Während im Flieger gerade noch ein Frühstück serviert wurde, finde ich mich plötzlich in der blauen Stunde. Nach einer guten halben Stunde Fahrt suche ich mit dem super freundlichen Taxifahrer den Weg zum Warehouse Hotel in der 320 Havellock Road in Singapore.

Das Warehouse macht seinem Namen alle Ehre. Die drei zu einem Hotel umgebauten, uralten Lagerhäuser stehen trutzig zwischen vielen anderen hohen Hotelkästen und Wohnhäusern. Der kolonialistische Backsteinbau empfängt mich mit einem angenehmen, warmen Ambiente und freundlichen Menschen. Nachdem ich meine Sachen ausgepackt und mich etwas erfrischt habe, starte ich meine Entdeckungstour. Sie beginnt mit einer coolen britischen Barkeeperin und einem eiskalten Welcome Drink an der Bar. Mai Thai lässt grüssen.

Anschliessend starte ich zu einer nachbarschaftlichen Entdeckungstour bei angenehmen, dennoch ungewohnten 31 Grad Celsius. Die Menschen sitzen draussen, laufen, sporten und schwatzen. Das kleine Warehouse Hotel liegt geradezu malerisch am Singapore River, flankiert von beleuchteten Wohnhaus-Türmen. Sehr angenehm: rechts und links des Ufers schlängelt sich ein Weg mit schattigem Baumbestand, kleinen Geschäften und gastronomischen Etablissements. Zurück im Hotel stecke ich meine Nase in die Weinkarte des hauseigenen Restaurants Pó und finde einen tasmanischen Chardonnay Tolpuddle Vineyard des Jahrgangs 2015. Jetzt startet meine Australien-Wine-Tour, yeah!

Aus dem bauchigen Burgunderglas strömt ein zarter, feinfruchtiger, dennoch komplexer und eleganter Duft. Der Chardonnay brilliert mit anregender Vielschichtigkeit, sanftem Schmelz und extrem gut eingebundenen Holz und sanften 12,5 Volumenprozent. Ein angenehm leichter, dennoch äusserst facettenreicher Chardonnay-Typ. Balanciert und gut gereift. Die Reife ist in diesem Fall hilfreich, da sich die einzelnen Komponenten des Weines bereits gefunden und vereint haben. Potential für weitere Jahre! Zudem wüsste ich gerne, ob alle Fachleute diesen leichten Wein  mit seiner eleganten Komplexität in einer Blindprobe in die neue Welt gesteckt hätten. Ich zumindest nicht unbedingt. In Deutschland habe ich einen australischen Chardonnay dieser Qualität noch nicht im Glas gehabt. Freue mich jetzt jedenfalls auf alle noch folgenden Entdeckungen!

Zum Wein gab es dann natürlich auch noch ein paar Köstlichkeiten… Das pikante Baramundi-Carpaccio mit Ingwer, Red Boat Fischsauce Sesamöl  begleitet den Chardonnay schon mal ganz ordentlich. Besonders gut passen jedoch die mit Trüffeln und Ente gefüllten, kleinen Pies. So kann es weitergehen. Todmüde aber erfüllt falle ich in mein Bett und schlafe durch bis zum nächsten Morgen. Damit bin ich angekommen und habe ich die Zeitumstellung bestens überstanden.

November 17th, 2018
Heute Nacht hat es viel geregnet aber am Vormittag klärt es sich. Ich bin super zufrieden, denn der Wetterbericht hatte eigentlich regnerische Zeiten vorausgesagt…

Im Hotel leihe ich mir ein Fahrrad und mache mich mit dem Stadtplan auf den Weg. Man kann völlig entspannt rechts und links des Singapore Rivers radeln und entdeckt dann ganz nebenbei die Stadt. Der Vorteil: man kommt schneller vorwärts als per pedes, dennoch entdeckt man viel mehr als aus dem Auto oder dem Sight-Seeing-Bus. Singapore ist mega aufgeräumt. Die Stadt erinnert stark an ihre kolonialistischen Besetzer, zeigt gleichwohl ihr asiatisches Gesicht und besitzt einen angenehm quirlig-bunten Touch, vielleicht ein bisschen wie eine Mischung der Kings Road in Chelsea, Chinatown und „Future Land“. Viele Stadtviertel habe ich in der kurzen Zeit nicht besuchen können, beispielsweise das russische oder das arabische Viertel, dafür war ich am Hafen, im Marina Bay Park, unter den Solarbäumen, im Business District und in Chinatown. Aber das kommt später ;o)).

Als ich gestern ankam, konnte ich aus dem Taxi ein Hochhaus mit einem Schiff auf dem Dach sehen?!? Ich war mir ehrlich gesagt, nicht ganz sicher. Aber zumindest sah es im Zwielicht so aus. Resümee: Wer Reiseführer liest, ist klar im Vorteil! Mit dem Rad nähere ich mich der Flussmündung und dem Meer. Im Hintergrund sind die Hochhäuser mit dem „Schiff auf dem Dach“ erkennbar. Es gibt das „Ding“ also doch! Das ist mein nächstes Ziel, da will ich hoch!

Geschafft, bin oben! 56 Stockwerke bis auf die Aussichtsplattform des Marina Sea Sands Buildings. Das Ding heisst so, weil es auf „Sand“ gebaut ist. Ähnlich wie in anderen begrenzten Landschaften hat man kostbares Küstenland gewonnen und darauf gebaut. Jetzt mache ich mir jedenfalls erstmal ein Bild von der Stadt und plane dann aus der Vogelperspektive die nächste Station „Gardens by the Bay“.

C: Grosses Gewächshaus mit Pflanzen | B: Kleines Gewächshaus mit botanischem Garten und Regenwald |
D: Bay Central Park mit riesigen Solarbäumen



Nachdem mich die Parkwächter darauf aufmerksam gemacht haben, dass man hier nicht radeln darf, verschwinde ich über die Brücke auf die andere Seite des Singapore Rivers. Von hier ist der Blick auf das altehrwürdige Fullerton-Hotel samt der modernen Business District Wolkenkratzer im Hintergrund besonders gut.

Die Top-Range der besten Restaurants in Singapore scheint mir nach genauem Check eher multikulti mit deutlich europäischem Einschlag als rein Chinesisch, Japanisch. Koreanisch, Thai oder gar Indisch. Im verlässlichen TimeOut finde ich einen Artikel über einen „Hidden Place“ mit australischem Touch! Das ist mein Restaurant! Ich reserviere per facebook, alles super einfach heutzutage. Innerhalb von 30 Minuten habe ich eine positive Antwort.  😉

TimeOut says: „This modern Australian restaurant is helmed by chef Rishi Naleendra, a smiley Sri Lankan transplant to Straya (Aussie slang, means Australian) who ditched a degree in architecture for a journey through illustrious Aussie restaurants like Taxi Dining Room and Tetsuya’s. He’s joined here by his other half, Manuela Toniolo – and it’s clear that the update is warmer and more convivial than its predecessor. The menu is unfussy with a two-course lunch starting from $42 to a seven-course dinner priced at $118. The bar stools by the open kitchen are the best seats in house if you want to be close to the action.“

Wer viel Brimborium erwartet, ist hier falsch. Der Fokus liegt auf Qualität, sowohl bei der Weinauswahl als auch in der Küche. Chef Rishi Naleendra wickelt mich mich seiner unprätentiösen Art und seinem charmanten Lächeln in nullkommanix um den Finger. Ich sitze sozusagen in der ersten Reihe, an der oben beschriebenen Küchenbar. 6 Köche und eine Köchin arbeiten konzentriert und gut gelaunt. Neugierig und ohne zu zögern bestelle ich – ohne die Karte gesehen zu haben – das 7-Gang Menü.

M E NU

Baby Gem | Macadamia | Parmesan
Cigar | Chicken Liver | Date Jam
Oyster | Basil | Smoked Tomato Granita
Smoked Eel | Caviar

Octopus | Black Garlic | Jamon | Chervil
Venison | Fermented Plum | Pickled Cashew | Zucchini
Quail | Chestnut | Mushroom | Apple
Jerusalem Artichoke | Crispy Artichoke Skins | Shimeji | Onion Comsomme
Barramundi | Bonito Butter | Caramelized Onion | Baby Leeks
Pop Corn | Cheese Bread with 14mth Comte
Aged Duck | Burnt Eggplant

Honeydew | Mascarpone | Caraway      
Strawberry
| Black Olive | Rhubarb

Wow! Hier macht nicht nur die Menü-Auswahl an, sondern auch die Weinkarte. Sortiert sind die Weine – nicht klassisch nach Ländern – sondern vielmehr nach Weintypen und Geschmacksrichtungen. Das macht Sinn! Die Kategorien sind selbsterklärend: „Light & Crispy“ | „Medium-Bodied“ | „Full-Bodied“ | „Pink, Orange & Funk“ | und so weiter. Hier gibt es nicht nur australische Weine, sondern auch gute Tropfen aus der ganzen Welt! Das alte Europa ist mit Klassikern und Avantgardisten ebenso vertreten wie die neue Welt: Österreich, Ungarn, Kroatien, Italien, Griechenland, Frankreich, Deutschland, Kalifornien, Neuseeland, Australien und sogar China und Japan.

Großen Dank für einen geschmackvollen Abend an Rishi Naleendra, Manuela Toniolo und ihr „Cheek by Jowl“ Team! Noch nie wurde ich als Einzelperson in einem Restaurant so gastfreundlich betreut. Auf die Frage, was den nun an dem eher cross-kulturellen Menü so australisch sei, antwortet Rishi schmunzelnd: „Meine Frau Manuela, sie ist Australierin und ohne sie wären wir nicht so erfolgreich!“ Der charmante Küchenchef kocht für sein Leben gerne, findet sich selber kreativ aber betrieblich eher unorganisiert. „Manuela hält alles zusammen und managt das ganze Team.“ Summa sumarum ein Restaurant mit Wohlfühlambiente und definitiv ein Tipp zum Weitersagen! Verdienterweise wurde Rishi und Manuela nach erst zweijährigem Schaffen ein Michelin-Stern verliehen. Ich wünsche ihnen jedenfalls, dass es noch lange „australisch“ zugeht und sie die Kreativität und den Elan für viele weitere Jahre haben!


Blick in die Küche und den darüber angebrachten Spiegel

November 18th, 2018
Heute mache mich zu Fuss auf den Weg. Erst am Fluss entlang und dann Richtung Osten Richtung Chinatown. Viele Eindrücke aber auch alles ziemlich touristisch. Wahrscheinlich die Gratwanderung zwischen Massenabfertigung und Wissen um die wirklich guten Plätze. Für die richtigen Insider-Tipps muss man mehr Zeit aufbringen und sich entsprechend informieren! Rishi nannte mir beispielsweise das „Imperial Treasure Duck Restaurant“, welches ich beide aufgrund der kurzen verbleibenden Zeit nicht mehr besuchen konnte. Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit komme ich nach fünf Stunden Fussmarsch völlig verschwitzt zurück ins Hotel. Schnell unter die Dusche und dann Richtung Flughafen. Freue mich riesig auf Sydney. Der nette Taxifahrer fährt zum Abschluss nochmal mitten durch Down Town und zeigt mir mit Händen, Füssen und radebrecherischem Chinese-Pigeon-English noch ein paar wichtige Sehenswürdigkeiten, wie das über hundert Jahre alte Feuerwehrhaus, welches immer noch in Betrieb ist, das russische und das muslimische Viertel und vieles andere, was ich nicht verstehe…

Am Flughafen angekommen trifft mich der Schlag! Abflug am 18.11.2018 um 0.45 Uhr. Ich bin am leider am 19.11.2018 um 0.45 Uhr da… Erspart mir die unbequeme Erklärung, wie ich aus dieser Nummer wieder rausgekommen bin. Im Teil 2 der WineAustralia-Travel Blogs könnt Ihr lesen, wie es weitergeht…

Australia Travel Blog – Teil 2  |  http://www.genuss-werkstatt.net/wine-australia/

#aussiewine, Australien, Sommelier-Tour;

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