Hoch im Norden tut sich was! Helene Spellenberg, Weinakademikerin seit 2012, lebt und arbeitet in Lübeck. Von dieser nördlichen Destination steuert und plant sie die Veranstaltungen des Clubs der Weinakademiker in Hamburg. Im Oktober diesen Jahres lud Helene Spellenberg die Hamburger Weinszene zum ersten größeren Club-Event der Region. Die engagierte Alumni-Gemeinschaft vereint derzeit rund 750 Mitglieder, die an der Weinakademie Österreich das WSET „Diploma Wines & Spirits“, respektive den Weinakademiker in deutscher Sprache abgelegt haben.
Austragungsort war der quirlige WeinPlace „Witwenball“ von Julia und Axel Bode in der Eimsbütteler Weidenallee, quasi die kleine Schwester des hippen Schanzenviertels. Auf jeden Fall eine wesentliche Anlaufstelle für alle, die guten Wein und unkomplizierten Service mögen. Das findet übrigens auch das DWI (Deutsches Weininstitut) und hat den vinophilen Ort 2015 als das „Weinrestaurant des Jahres in Deutschland“ gekürt. Im selben Jahr wurde der Witwenball von Gerolsteiner Mineralwasser in den illustren Kreis der „WeinPlaces“ aufgenommen und 2017 vom Genussmagazin „Falstaff“ mit 96 Punkten bewertet. Läuft! Deshalb freut sich der Club der Weinakademiker über die persönliche und qualitativ hochwertige Unterstützung von Julia und Axel Bode. 🙂
Thema des Abends war der Jahrgang 2004. Blind! Auf dem Tisch standen 20 Trouvaillen, mehrheitlich Rieslinge, Erste und Grosse Gewächse, trockene Spät- und Auslesen, sowie einige sehr interessante Tropfen mit zungenumwickelnder Fruchtsüsse. Interessanterweise hat der VDP (Verband Deutscher Prädikatsweingüter) erst 2006 beschlossen, dass alle GG’s trocken gesetzlich ausgebaut werden müssen. Aber auch die roten Gewächse und Burgunder waren köstliche Entdeckungen, sorgten so für die ein oder andere Überraschung, da den Teilnehmern die Weine zwar im Vorfeld bekannt waren aber eben nicht die Reihenfolge, in der sie serviert wurden.
Knapp 30 Teilnehmer fanden sich im Witwenball zu dieser Power-Probe ein: Weinakademiker, WSET-Absolventen und Studenten, sowie kompetente Weinfachleute, Sommeliers und Journalisten.
„Was für ein hochkarätiges Tasting, zauberhaft launig von Christina präsentiert! Und ein Beweis dafür, dass guter Wein kaum Alter kennt“, bemerkt Elisabeth Füngers, Restaurant Nil, augenzwinkernd. Ihr weißer Favorit: „2004 Birkweiler Mandelberg Weissburgunder GG von Dr. Wehrheim, so cremig und fein. Beim Rotwein schlug mein Herz für den 2004er Chambertin Grand Cru von Domaine Trapet Pére&Fils, der sich kühl mit toller Säure zeigte. Bitte mehr solche Proben, Preis-Leistung ist nicht zu toppen!!!“
Ulrich Sautter, Falstaff, lobt die sachkundige Auswahl der Weine und die akribische Vorbereitung. „Beides absolut außergewöhnlich und in höchstem Maße erwähnenswert.“ Zum Bild des Jahrgangs: „Die ganz große Begeisterung, die sich momentan um die 2004er entfaltet, teile ich nach wie vor nicht – für mein Empfinden ist es kein homogener Jahrgang. Manche Weine haben ihre anfängliche Grünlichkeit nicht abgelegt. Andere sind stärker von Botrytis geprägt, als es mir persönlich bei trockenen Weinen gefällt. So oder anders zeigt sich bei diesem Befund, dass es 2004 extrem schwer war, die Frucht und die Phenole wirklich zu fokussieren. Die guten Weine rechtfertigen die Begeisterung allerdings durchaus. Vor allem, weil sie in ihrer »kühlen« Anlage ungemein frisch geblieben sind. Die mineralischen Böden in warmen Lagen zeigen sich super: Dönnhoff Hermannshöhle, Diel Burgberg, Acham-Magin Kirchenstück, auch die Kalmit von Boris Kranz. Zündels »Velabona« versuche ich noch zu verstehen. Eigentlich müsste ein regnerischer Herbst in einem ohnehin regenreichen Gebiet zu leichten Weinen führen. Aber das Gegenteil ist der Fall!“
Marion Swoboda, Brigitte, freut sich über das erlangte Verkostungswissen des Jahrgangs: „Die „2004er Horizontale“ war eine wunderschöne Reise in die Vergangenheit. Besonders spannend fand ich den Unterschied zu heutigen Weinen. Denn der Ausbau von damals unterscheidet sich schon von den jüngeren Jahrgängen. Meine Lieblinge: vielleicht den Nierstein Pettenthal Riesling GG von Weingut Freiherr zu Herrnsheim. Dann Kirchstück Forst Riesling GG von Weingut Acham Magin. Und natürlich auch großes Kino den Chambertin Grand Cru von Domaine Trapet.“
„Ich war vor der Probe gespannt wie ein Flitzebogen, eine großartige Verkostung. Fantastisch!“ Weinakademikerin/Dip WSET Sara-Sira Da Val Franco.
Helene Spellenberg jubelt über die Resonanz des Events: „Es hat mich sehr gefreut, dass wir so viele Hamburger Weinfreunde für die Horizontale 2004 im Witwenball gewinnen konnten. Der Austausch und die Diskussionen zwischen Weinakademikern, WSET-Studenten, Sommeliers und Hamburger Weinbegeisterten über die Besonderheiten des Jahrgangs, verschiedene Weinstile und Reifepotential war für mich extrem aufschlussreich. Ich freue mich auf weitere Veranstaltungen des Clubs der Weinakademiker in Hamburg!“
Beim abendlichen Aufräumen fasst Axel Bode vom Witwenball seine Eindrücke treffend zusammen: „Gereifte Weine sind was Tolles und wenn es dazu noch besondere Tropfen aus dem kühlen Jahr 2004 sind, würde ich sie nicht von der Tischkante stoßen. Dann jedoch fast zwei Dutzend verschiedene Flaschen aus diesem Jahr präsentiert zu bekommen und diese in kompetent angenehmer Runde zu besprechen, war für mich ein sehr, sehr schöner Weinmoment.“
Und wiederholenswert! Helene Spellenberg plant bereits für April 2019 eine Bordeaux-Degustation mit Willi Balanjuk, Weinakademiker und einer der renommiertesten Weinexperten Österreichs. Wer Interesse hat, einfach Helene Spellenberg kontaktieren. ;o)).
Christina Fischer
Oktober 2018